Dorfspaziergang Vlatten
Heimbach
Ganz im Süden des Kreises Düren, dort wo die letzte Hügelkette der Eifel in die rheinische Tiefebene abfällt, liegt der Ort Vlatten. Der malerische Ort am Fuße des Lützenberges ist auch heute noch landwirtschaftlich geprägt, seine große Gemarkung reicht bis in den dicht bewaldeten Kermeter hinein. In römischer Zeit befanden sich hier mehrere landwirtschaftliche Güter nördlich der Via Agrippa, der bedeutenden Straße von Köln nach Nordostgallien. Als der Wald auf dem Kermeter im frühen Mittelalter aufwuchs, entstand an seinem Rand eine Ansiedlung, die später den Karolingern Ausgangspunkt für königliche Jagden werden sollte. Die Königspfalz Vlatten ist erstmals 839 durch einen Aufenthalt Ludwig des Frommen bezeugt und diente den Reisekönigen als Residenz- und Verwaltungsmittelpunkt. Archäologen vermuten, dass die Pfarrkirche St. Dionysius die ehemalige Pfalzkirche war. Das Geschlecht derer von Vlatten ist mit eigenem Besitz ab dem 12. Jahrhundert durch Quellen belegt, die Burg war ab 1358 landtagsfähiger Rittersitz im Herrschaftsbereich des Herzogtums Jülich-Berg. Auch die Benediktinerabtei Siegburg verfügte über Besitzungen in Vlatten, die auch bergbaulich genutzt wurden. In napoleonischer Zeit gehörte Vlatten zum Kanton (später Landratsamt) Gemünd. Heute gehört der Ort zur Stadt Heimbach.
Der Vlattener Rundgang nimmt die „gute Stube“ des Ortes - die Jugendhalle - zum Ausgangspunkt. Gebaut wurde sie während des Ersten Weltkriegs, im Zweiten diente sie als Lazarett. Ihr großer Saal ist bis heute gefragter Treffpunkt im dörflichen Leben. Weiter führt Sie der Spaziergang zum südwestlichen Ortsrand, genauer in die Mühlengasse. Die pittoreske Straße erhielt ihren Namen von einer Wassermühle, die bis ins 19. Jhd. hier verortet war. Die Mühle zerkleinerte die in zwei nahegelegenen Bergwerken gewonnenen Kupfererze. Aus der Senke des Vlattener Baches steigt der Weg nun auf die Höhe des Lützenbergs. Dreimal täglich klingen die Glockenschläge der St. Michael Kapelle hinunter in den Ort. In der 1912 gebauten Kapelle finden sich sehenswerte Fensterbilder und spätmittelalterliche Malereien. Einen neuzeitlichen Kontrast dazu bildet die nächste Station: das knallbunte Mosaik der Schutzmantelmadonna. Das Marienbildnis wurde 1970 von Margarita Rieth aus 15 Zentnern Steinchen angefertigt. Ein paar Schritte weiter residiert fast ein wenig verwunschen die Burg Vlatten. Der markante, historisierende Burgturm aus dem 19. Jhd. ist nur eine der vielen baulichen Veränderungen und Ergänzungen, die die einstige Wasserburg seit dem 14. Jhd. erfahren hat. Ebenfalls am Vlattener Bach liegt die Basilika St. Dionysius. Mit ihrem mächtigen Westturm ist sie seit vielen Jahrhunderten das Wahrzeichen des Ortes. Die letzte Station lenkt Ihre Aufmerksamkeit auf die für das Rheinland so typischen Wegekreuze. Mit ein wenig Zeit können Sie noch zehn weitere in der Vlattener Gemarkung entdecken.